Donnerstag, 23. Februar 2012

"Angsthauch" von Julia Crouch - "52 Bücher", Woche 16

Es klingt so romantisch: eine junge Familie zieht in ein altes, aber selbstumgebautes und renoviertes Anwesen auf dem platten britischen Land… Ruhe, Idylle, unberührte Natur, Abgeschiedenheit… aber diese Romantik lässt sich furchtbar lesen: „Angsthauch“ von Julia Crouch, Das Lesen dieses Romans liess in mir einen Hauch von Angst zurück, dass Frau Crouch künftig noch mehr solcher Machwerke publiziert. 

Eine junge Mutter lädt ihre inzwischen eigentlich in Griechenland lebende beste Freundin aus Jugendzeiten ein, mit den Söhnen in das Nebengebäude auf ihrem Grundstück zu ziehen, nachdem deren Mann bzw. Vater tödlich verunglückt ist. Der junge Vater ist zunächst not amused: er konnte besagte Freundin, bei der es sich übrigens um einen abgehalfterten, schnodderigen Ex-Rockstar handelt, noch nie ausstehen. Er lässt sich aber vom „Aber sie ist doch meine Freundin, wir dürfen sie nicht im Stich lassen, sie braucht unsere Hilfe!“-Geschluchze seiner Angetrauten irgendwie doch noch dazu bereitschlagen, der vaterlosen Familie die Unterkunft zu gewähren. 

Dann gibt’s da aber diesen Unfall, bei dem der neben sich stehende Ex-Rockstar (dessen Verwirrung wohl mehr in Drogen als in Trauer begründet liegt) das Baby der jungen Familie mit seinem Tablettenröhrchen spielen lässt: Verschluss löst sich, Baby schluckt was und stirbt fast. Der vor Wut rasende Vater will natürlich nix mehr mit der verantwortungslosen Witwe zu tun haben und sie sofort rausschmeissen, aber seine Frau fängt wieder mit dem „Aber die Arme hats doch so schon schwer genug, wir können sie nicht einfach so fallenlassen und es war doch auch keine Absicht, sondern ein Unfall!“-Gefasel an und schlägt ihn einmal mehr breit. 
Warum der Herr Papa, der die Dame ohnehin nicht mochte, sich hier nicht einfach durchsetzt ist mir ebenso unverständlich wie die Tatsache, dass er, während die kleine Tochter im Spital noch um ihr Leben kämpft, mit deren Fast-Umbringerin noch eine Affäre beginnt. Noch unverständlicher ist mir das Ende des Romans, an dem die Mutter ihren Mann weder einfach vor die Tür setzt noch selbst mit den Töchtern verschwindet, sondern mit ihrer „besten Freundin“ und den Kindern einen Kurzurlaub unternimmt, aus dem sie abhaut, um wieder nach Hause zurückzukehren, damit sie, wenn alle sie am Urlaubsort suchen, gänzlich abhauen kann…?!? (Im Buch wird es so dargestellt, als habe die Hauptfigur tatsächlich einen Plan, aber alles, was bei mir hängengeblieben ist, ist: Frau reist ab, um abzuhauen, und kommt wieder, um tatsächlich abzuhauen.) 

Ja, ich habe nun gespoilert, aber das eigentliche Ende habe ich noch gar nicht verraten: am Schluss wird’s nämlich nochmal schlimm, also nicht tragisch oder schrecklich-schlimm, sondern doof-schlimm  (dabei dachte ich ganz kurz sogar, Frau Crouch würde mich nun mit einer ganz überraschenden Wendung verblüffen, aber: nö, voll nicht!). Aber das ist auch egal, denn das ist ein Buch, bei dem man nachher durchaus denken kann: „Da hätte ich mit meiner Zeit auch was Sinnvolleres anstellen können!“ Ich hätte es mir auch wirklich vorher schon denken können, denn ich hatte eine vernichtende Kritik zu diesem Buch gelesen, die mich zu Genüge gewarnt hatte. Aber als ich dann über dieses Buch stolperte (glücklicherweise geliehen, nicht gekauft), war meine Neugier irgendwie doch entfacht: sollte „Angsthauch“ ein wirklich derart übles Buch sein? Danach dachte ich: „Oh, die Kritik war ja noch viel zu nett!“ 


Rose, Frau Mama, die sich ja um alles und jeden kümmern muss, ist einfach eine so dämliche Protagonistin, dass man noch nichtmal Mitleid mit ihr haben kann. Entschuldigung, aber egal, ob es ein Unfall war oder nicht: welche Frau würde denn einer Babysitterin vertrauen, die ihrem Baby zum Spielen eine volle Pillendose in die Hand drückt? Diese Babysitterin würde ich sowas von hochkant aus dem Haus schmeissen, auch wenn sich der Deckel nicht löst – als Nächstes würde die das Baby noch vor den mit den scharfen japanischen Küchenmessern gefüllten Messerkoffer setzen, weil „den bekommt das kleine Ding doch eh noch nicht auf!“. Oder Putzmittel, die haben ja eh fast alle Kindersicherung und enthalten Bitterstoffe: juhu, der Putzschrank als Spielplatz!? 
Und dann gibt’s da noch diverse Leute wie den Nachbarn, die Dorfärztin, die Lehrerin der Kinder…, die allesamt zu Rose sagen: „Schmeiss die Frau raus, weil…“ Immer kontert Rose mit: „Nein, ich will das nichts hören; du darfst mir nichts Schlechtes über sie sagen, sie ist doch meine beste Freundin…!“  Klar, wer würde auch nicht gut über eine Frau denken, die ihr volles Tablettenröhrchen als Spielzeug verleiht?  

Und wieso um alles in der Welt beginnt Roses Mann nun eine Affäre mit der von ihm doch eh verachteten und gehassten mutmasslichen Kindsmörderin, noch dazu, während seine kleine Tochter noch um ihr Leben ringt? Frei nach dem Motto: „Du hast mein Baby vergiftet, zur Strafe will ich dich jetzt ins Koma vögeln?“ Ohnehin: am Ende des Buches hat(te) hier irgendwie jeder kreuz und quer mit jedem gevögelt; sorry für die drastische Ausdrucksweise, aber nettere Ausdrücke wären einfach nicht zutreffend

Satz mit x… einem riesigen X! Ich bin immer noch fassungslos, dass Julia Crouch einen solch blödsinnigen Schlamassel in einer eigentlich romantischen Szenerie hat stattfinden lassen, dass mir ansonsten auch nichts mehr zum Thema „romantisches Zeuchs“, um das es eigentlich aktuell bei „52 Bücher“ geht, einfallen will. 

1 Kommentar:

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