Das dieswöchige Motto bei „52 Bücher“ stammt von Mella und lautet „Die beste und die schlechteste Buchverfilmung“.Autsch. Kennt ihr auch diese Menschen, die, wenn sie das Wort „Verfilmung“ nur hören, gleich lauthals losplärren: „Neeeeee, die Filme sind immer schlechter als die Bücher; wenn du ein Buch schon gelesen hast, brauchst dir den Film dazu erst gar nicht mehr anschauen…“ Jene Menschen würden am Liebsten gleich ganz Hollywood und Bollywood zusammen mit den Bavaria Filmstudios und sämtlichen anderen Filmschmieden einkerken und die Burg mit ebendiesem Kerker in die Luft sprengen, wenn mal wieder wem eingefallen ist, irgendein Buch zu verfilmen. Verfilmungen gelten als Frevel.
Und eigentlich gibt es ganz tief in mir ein Eckchen Geist, aus dem es flüstert: „Stimmt, die haben doch recht.“ Währenddessen tönt es aus der Geistesecke gegenüber: „Okay, der eine Film da, der war wirklich Mist. Aber hier, die Verfilmung war total toll!“
Wenn man mich fragt, empfehle ich zwar prinzipiell das Buch und nicht den Film dazu, aber es kommt durchaus vor, dass ich sage: „Oh, aber den Film dazu solltest du dir ruhig auch einmal anschauen.“
Als Klassiker, sowohl bei den Büchern als auch bei den Filmen, gilt „Vom Winde verweht“: in der literarischen Version von mir geliebt, als Film… nun ja, zumindest gemocht. Für mich ist „Vom Winde verweht“ zweifelsohne ein toller Film, aber als Buchverfilmung beurteilt ist er einfach schlecht: hier ist einfach zuviel weggelassen worden, zum Beispiel Scarletts Sohn aus erster Ehe und ich mag es gar nicht, wenn grad Kinder einfach rausgeschnitten werden.
Rausschneiden ist eh ein Problem…. Irgendwann vor langer Zeit habe ich mal irgendwo gelesen, dass Stephen-King-Romane komplett verfilmt und dann der Zensur bzw. den Jugendschutzkommissionen vorgesetzt werden: prompt sind zwei Drittel der Szenen raus; obs stimmt? Keine Ahnung, aber wenn man Verfilmungen von Stephen King anschaut, ist doch oft auffällig, dass teils ganze Kapitel aus den Romanen fehlen.
Im Falle „Stephen King, seine Romane und ihre Verfilmungen“ kommt häufig „Shining“ zur Sprache: erwähnt wird da oftmals die grandiose Darstellung des irre dreinblickenden Jack Nicholson in seiner Rolle als Jack Torrance. Seltsamerweise höre ich da häufig von selbsterklärten „grössten King-Fans aller Zeiten“, dass Stanley Kubricks „Shining“ eine mehr als würdige Verfilmung des King-Romans sei – obschon Stephen King das selbst komplett anders sieht und nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er diese filmische Umsetzung eher als eine komplett falsche Interpretation des Stoffs betrachtet hat. So falsch, dass King Ende der 90er beschloss: alles neu macht der King (oder so ähnlich) und eine neue Verfilmung veranlasste, die sich sehr viel näher an den Roman hält und die ich dazu auch als viel gruseliger empfand. Nicht zuletzt, weil in der „neuen“ Verfilmung auch die Heckentiere zum Einsatz kommen – und das waren mitunter die Szenen, die ich im Roman am Angsteinflössendsten fand: die Geisterszenen fand ich teils sehr unheimlich, aber die Heckentiere im Buch fand ich wirklich schrecklich und kann es bis heute nicht verstehen, dass Stanley Kubrick bei seinem „Shining“-Film auf die Heckentiere verzichtet hat.
Aber „Stephen Kings The Shining“ ist für mich aufgrund der Romannähe eine der besten Buchverfilmungen.
Aufgrund der fehlenden Romannähe ist hingegen „So finster die Nacht“ (ursprünglich ein schwedisches finsteres Vampir-Drama) für mich eine der schlechtesten Roman-Verfilmungen. Dieser Film ist zwar mit Preisen gut dekoriert worden und strahlt zumindest auch eine schön düstere Atmosphäre aus, aber: ich hatte zunächst den Roman gelesen und mir später den Film angesehen, zusammen mit Leuten, die das Buch nicht kannten. Die waren vom Film ganz fasziniert, ich habe bis zum Schluss darauf gewartet, dass die eigentliche Geschichte endlich richtig beginnt: die Verfilmung von „So finster die Nacht“ ist, wenn man den Roman kennt, ein langweiliger Querschnitt des Buches. Und zwar einer, bei dem die wirklich bösen und auch wichtigen Szenen des Romans einfach mal komplett übersprungen worden sind. Meiner Meinung nach hat die Geschichte im Film viel (zuviel) von ihrer Aussage verloren, weswegen ich diese Verfilmung, verglichen mit dem Roman von John Ajvide Lindqvist, absolut nicht empfehlen kann.
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