Freitag, 29. Juli 2011

1€ für deine Gedanken?

Ich dachte ja schon, ich sei mit meinem Projekt „Ich kaufe mir ein Haus – von online verdientem Geld“ total verrückt, um nicht zu sagen: grössenwahnsinnig, aber ich stehe wohl doch nicht so ganz auf einsamem Posten: denn beim Millionenprojekt geht es darum, eine Million € geschenkt zu bekommen – und das innerhalb eines Jahres!

Haste mal `nen Euro?

Nun ja, wenn ich überlege, wie viel Geld ich schon absolut unnütz ausgegeben habe… wenn ich nur an diese 40-Franken-Reinigungsmilch denke, die in Beauty-Foren derart angepriesen wurde, und dann doch nicht mehr konnte als meine günstige 5-Franken-Gesichtsreinigung… oder dieses „leckere“ Luxus-Lifestyle-Getränk, das ich nach dem ersten Schluck direkt in den Ausguss gekippt habe… und erst die ganzen Tickets im ÖPNV, wo dann doch keine Fahrkartenkontrolle stattfand (wäre ich schwarzgefahren, wäre ich sicherlich jedes Mal erwischt worden, aber würde man mir nun das Geld für sämtliche Fahrkarten erstatten, die ich doch nicht vorzeigen musste: ich könnte mir bestimmt schon mein Haus kaufen!)…
… dann gerate ich in jedem Fall zu dem Schluss, dass nicht nur ein bisschen von dem Geld beim Millionenprojekt besser aufgehoben gewesen wäre.

Auf das Millionenprojekt bin ich übrigens erst durch Blog-Parade.de aufmerksam geworden, denn da es uns allen wohl so geht, dass wir unser Geld schonmal für absolut unnützes Zeug verplempert haben, hat man sich beim Millionenprojekt gedacht, dass es doch interessant wäre, zu erfahren, was Andere als ihren verschwendetsten € betrachten.

Also: für was für unnötigen Klimbim habt ihr schonmal einen € aus dem Fenster herausgeworfen?


Da ich nun in der Schweiz wohne, ist es für mich denkbar schwierig, Euronen zu verschwenden. Allerdings lebe ich nur mit einer Hälfte der Familie dort, während die andere Hälfte der Sippschaft in Deutschland lebt, wo ich immerhin noch einen weiteren Wohnsitz unterhalte. Somit ergibt sich letztlich für mich doch auch regelmässig die Gelegenheit, Euros aus dem Fenster zu werfen.

Aber mein grösster Fehlgriffwurf…

Bildquelle: Matthias Pätzold / pixelio.de
Damals war ich grade 19 Jahre alt und voller schlechter Laune, weil Liebeskummer, so dass ich mich zu einer Runde Frustshopping entschloss. In der Innenstadt zog mich plötzlich eine alte, kleine, verhutzelte Frau in eine kleine Gasse zwischen den Läden. Ich war komplett überrumpelt und war am Überlegen, ob diese Zwergenoma tatsächlich junge Frauen aus der City entführt (wieso, weshalb, warum?) oder ob ich mir meine „Hilfe“-Rufe sparen konnte… hätte ja auch sein können, dass hinterm Haus ihr sterbender Zwergenopa liegt und sie nur Hilfe holen wollte. Da blieb sie plötzlich stehen und raunte geheimnisvoll (mit deutlichem Akzent): „Du bist unglücklich!“ Und dann bot sie mir an, aus meiner Hand zu lesen. Also ihr müsst euch das so vorstellen, wie diese nächtlichen Wahrsagershows (nur auf offener Strasse und in ganz düster, aber eben auch billiger) und ja, dass ich nicht glücklich war, war offensichtlich. Ich machte immerhin ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, aber mir erschien es einen Versuch wert. Sie erkannte auch prompt, dass meine miese Stimmung in Liebeskummer begründet lag; okay, okay, ich war 19 und sie hat einfach auf den wahrscheinlichsten Grund für Unglückseligkeit in jungem Alter gesetzt. Egal. 
Und dann bot sie mir eine Beschwörung an: die sollte den Kummer vergraulen und das Liebesglück zurückbringen. Sie nahm meine Hände in ihre und murmelte irgendwas unverständlich vor sich hin; ja, das sollte alle meine Probleme mit Chris beseitigen und uns in grösster Glückseligkeit vereinen. Damit das aber funktionieren würde, müsste ich ihr eine geheimnisvolle Essenz, einen Zauberstein oder so Ähnlich abkaufen und immer bei mir tragen – kostete auch nur einen Euro. Und ich meine: sie hat mich die ganze Zeit über festgehalten und das erschien mir als einfachste Lösung, endlich mal losgelassen zu werden; abgesehen davon, dass dieses Grossmütterlein wirklich spooky war. Ausserdem war ich doch erst 19 und neugierig…

Gegen Aushändigung meines € erhielt ich von ihr ein kleines Tütchen, in dem sich ein undefinierbares festes Etwas befand (ein Stück Ast? Zusammengepapptes Pizza-Gewürz?). Ich habe kurz nachgedacht, ob ich nun die älteste und gruseligste Dealerin Deutschlands getroffen hatte, den Gedanken aber verworfen, weil mir Drogen für 1€ doch ein bisschen unwahrscheinlich erschienen. Zudem sollte ich es ja nur mit mir rumtragen und nicht schlucken, rauchen oder sonstwas…

Ich habe dieses Ding zwei Jahre mit mir rumgetragen; mein Liebeskummer ist irgendwann vergangen, ich habe mich neu verliebt und Chris war endgültig Geschichte. Der ganz normale Lauf der Dinge. Also geholfen haben weder Zauberformel noch Zauberding (ich habe übrigens letztlich in Abstimmung mit Freunden beschlossen, dass das wahrscheinlich einfach nur ein kleines Stück einer getrockneten Ingwerwurzel gewesen ist).

Und da auch sonst nichts von den handgelesenen Weissagungen eingetragen ist: ich hätte mich besser gleich losgerissen und wäre weggelaufen, nachdem ich gemerkt habe: kein im Sterben liegender Zwergenopa weit und breit.

Hätte ich mir echt sparen können das Ganze und den € sowieso!


1 Kommentar:

  1. Was für eine genial geschriebene, höchst unterhaltsame und vor allem auf mein Thema bezogene Geschichte, an die du dich da erinnern kannst. Vielen Dank dafür!

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