Sonntag, 31. Juli 2011

Ich habe "Geister" von Marco Callari gelesen

Marco Callari ist einer jener Autoren, die sich gegen einen Publikumsverlag entschieden haben: seine Werke lässt er via bod komplett eigenverantwortlich verlegen.
Seine Internetpräsenz verrät, dass er am Roman-Zyklus „Das Dorf“ arbeitet, welcher in erster Linie aus einer Trilogie bestehen soll. Rund um diese Trilogie sollen aber drei weitere Romane den Zyklus „schmücken“, die aber auch unabhängig vom „Dorf“-Zyklus gesehen werden können. Mit „Geister“ und „Der grosse Schlaf“ sind bereits zwei der „Dekorationsromane“ erschienen und „Geister“ konnte ich mir kürzlich von einer Freundin ausleihen.


         
Stephen Garcia zieht mit seiner schwangeren Verlobten in ihre erste gemeinsame Wohnung. Alles scheint perfekt, bis Stephen vom Nachbarn erfährt, dass in ihrer neuen Wohnung alle Kinder verschwunden sind, die dort mit ihren Familien eingezogen waren - doch da ist es bereits zu spät, jemand oder ETWAS ist hinter ihrem Kind her! Stephen setzt alles daran das Rätsel um die verschwundenen Kinder zu lüften, um sein eigenes zu retten, und kann bald Fantasie und Realität nicht mehr voneinander unterscheiden ...   (Klappentext; „Geister“ von Marco Callari)
 Fazit: Ich möchte nun doch auch gerne noch "Der grosse Schlaf" lesen.

Die auf 219 Seiten (meiner Meinung nach recht gross gedruckte) erzählte Geschichte klingt schon im Klappentext nach „Im Westen nichts Neues“, oder so ähnlich, wobei ich denke, dass es heute ohnehin schwer wird, eine ganz neue Handlung in Worte zu fassen. Man kann das Rad nun einmal nicht neu erfinden: letztlich ist es doch immer rund und rollt. Dass auch gleiche Geschichten den Rubel rollen lassen können, beweisen zudem beispielsweise die zahlreichen Vampir-Romanzen, die in den vergangenen Jahren oftmals die Bestsellerlisten beherrschten: wesentliche Unterschiede waren hier oftmals auch kaum feststellbar.
Schlussendlich sind Autoren aber weniger praktische Erfinder als vielmehr fantasievolle Geschichtenerzähler, bei denen es vor Allem auf das „Wie“ ankommt; kürzlich führten wir ein kleines Experiment durch: ein Text aus der aktuellen Boulevardzeitung, der von Einem trocken und ernst vorgelesen wurde, während der Andere den Text mit der dramatischen Intonation eines Theater-Schauspielers vortrug. Der Text ist mir aufgrund des letzteren Vorlesers noch immer lebhaft in Erinnerung und das ist es auch, was ich von Belletristik erwarte: sie soll mich fesseln, mich in ihren Bann ziehen und mich sie nicht vergessen lassen – komplett unabhängig davon, ob ich „so eine ähnliche“ oder „fast die gleiche“ Geschichte schon x Mal gelesen habe.

Seit dem Auslesen von „Geister“ habe ich nun schon vier andere Romane gelesen, aber trotzdem habe ich noch nichts von Callaris „Geister“ aus dem Kopf verloren: ich mag seine Art des Geschichtenerzählens sehr – auch wenn mich das Romanende bzw. die von Marco Callari geschilderte Geisterwelt nicht so sehr überzeugen konnte, was allerdings wohl eher daran liegt, dass sie mit meinen eigenen (eher romantisch-verklärten) Vorstellungen der Geisterwelt überhaupt nicht konform geht. Aber ich finde es doch auch immer interessant, andere Geisterwelt-Vorstellungen kennenzulernen; von daher hat mich dann auch hier der „Ausflug in die andere Welt“ zufriedengestellt.

Ich hatte nun eine Ausgabe der 2. Auflage geliehen bekommen und wenn man ein bisschen nachforscht, findet man schnell heraus, dass Marco Callari zugibt, in Bezug auf die Veröffentlichung vom Übermut gepackt worden zu sein und er „Geister“ letztlich nur noch ganz schnell auf den Markt bringen wollte, wobei er die Qualitätskontrolle aus den Augen verlor: so wimmelt auch die zweite Auflage noch von zahlreichen ortografischen Fehlern, welche sich vor Allem auf falsch gesetzte Apostrophen und ebenfalls falsche oder auch fehlende Kommata beziehen. Dadurch verlor die Geschichte nun zwar nichts von ihrem Sinn, aber der Lesefluss wurde teils doch deutlich gestört.

Ich bin sicher, diverse andere Autoren hätten sich nun schmollend in ihr stilles Kämmerlein verzogen oder aber lauthals etwas von „künstlerischer Freiheit“ erzählt (und ohnehin sind sämtliche Fehler mit Absicht gemacht worden), aber Marco Callari hat sich die kritischen Stimmen, die ihn auf diese Mankos hinwiesen, zu Herzen genommen und verkündet, „Geister“ diesbezüglich noch einmal zu überarbeiten und sich auch nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen.
Inzwischen scheint dies bereits geschehen zu sein, denn nun ist „Geister“ bereits in der 3. Auflage erschienen und in einer überarbeiteten Auflage ohne zig unnütze Apostrophen und mit Kommata an den richtigen Stellen empfehle ich Marco Callari und seine „Geister“ gerne weiter.

„Geister“ lässt sich nicht nur über den bod-Onlineshop beziehen, sondern ist natürlich auch bei Amazon (12,95€) und anderen Onlineshops gelistet.
Schweizer können den Roman zudem beispielsweise per buch.ch (hier aktuell für CHF 18,90 zu haben) oder auch bol CH (dort kostet er CHF 19,80) anfordern. [Info an die Nicht-Schweizer: nein, es gibt in der Schweiz, auch wenn über ihre Wiedereinführung derzeit debattiert wird, aktuell keine Buchpreisbindung.]

Und wie schon gesagt: „Der grosse Schlaf“ ist auch längst auf meinem Zettel mit „Büchern, die ich unbedingt noch lesen möchte“ vermerkt… 


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Es lebe die Meinungsfreiheit - Kommentare mit rassistischen, obszönen und beleidigenden Inhalten werden jedoch trotzdem ebenso wie Spam umgehend gelöscht!