Ich habe keine Ahnung von, aber auch kein Interesse an, Kartenspielen. Ich kann noch nicht einmal (mehr) Mau-Mau spielen: nun gut, vor sieben oder acht Jahren wollte man mich noch einmal zu einer Runde Mau-Mau bewegen. Ich habe zwei Runden durchgehalten, in denen ich festgestellt habe, dass ich tatsächlich keine Kartenspielerin bin. Echt nix für mich. Inzwischen habe ich in Bezug auf Mau-Mau alles bis auf den Namen vergessen.
Bildquelle: Marcel Erler / pixelio.de |
Aber es kam das Wochenende, welches ich in netter Gesellschaft mit einigen Freunden verbrachte, und das wortwörtlich ins Wasser fiel. Während draussen der Regen niederprasselte und ein Gewitter aufkam, hatten wir uns auf gutes Wetter eingestellt und konnten nun nur deprimiert aus dem Fenster schauen. Bis ein Pärchen aus dem Freundeskreis ein Kartenspiel aus dem Koffer zauberte: das hätten sie erst vor Kurzem im Campingurlaub kennengelernt und das sei wirklich toll; das könnten wir doch spielen?!
Es handelte sich dabei um das Kartenspiel „Phase 10“ und man versicherte mir, dass die Phase 10 Spielregeln leicht verständlich seien und man dies Kartenspiel auch spätestens nach der ersten Runde vollkommen begriffen hätte. Ich war anfangs sehr skeptisch, aber Phase 10 lässt sich wirklich leicht erlernen und nach der ersten Runde habe ich es geliebt, aber sowas von geliebt! Selbst als ich meinen kleinen Schwips überwunden und später wieder nüchtern war, wollte ich unbedingt nochmal Phase 10 spielen.
Ich war so begeistert, dass ich auf dem Heimweg Halt gemacht habe, um mir ein eigenes Phase 10 Kartenspiel zu kaufen und zuhause haben sich glücklicherweise unser Papa sowie mein Bruder samt Freundin als gelehrig erwiesen und auch schnell begeistert mitgespielt. Bald wurde eine Runde Phase 10 schon fast zu einer Art Familienritual und wir verbringen häufig noch Nachmittage miteinander, an denen Phase 10 klar im Mittelpunkt steht. Inzwischen ist auch Herzblatt von unserem Spiele-Fieber gepackt worden…
Phase 10 Master
… und so erschien es irgendwann nur logisch, dass auch Phase 10 Master in unserem Hause Einzug hielt: Phase 10 Master ist nur eine leichtmodifizierte Version vom Phase 10 Original. Das heisst, hier sind die Spielregeln im Grunde genommen identisch: es haben lediglich einige Extrakarten wie Aktionskarten Einzug gehalten. Somit ist das Phase 10 Master für Phase 10-Anfänger ähnlich verständlich wie das Original: wir konnten bei einer Runde noch eine Mitspielerin gewinnen, die Phase 10 noch gar nicht kannte und die den Dreh bei Master aber doch auch schnell raus hatte.
Phase 10 Master soll für 2-6 Spieler gemacht sein, wobei ich diese Angabe etwas kritischer sehe: so gibt es Aktionskarten, die dazu auffordern, dass die drei Spieler rechts von Einem eine ihrer Karten anbieten müssen und im Allgemeinen sind sämtliche Aktionskarten eher auf grössere Spielgruppen angelegt. Zu Zweit gespielt machen viele dieser neuen Karten (im Vergleich zu Phase 10 Original) einfach keinen Sinn: um das Phase 10 Master ordentlich spielen zu können, sollte man mindestens zu Viert, besser aber noch zu Fünft oder eben Sechst spielen.
Wer aber ohnehin noch keine Erfahrungen mit Phase 10 gesammelt hat bzw. noch keine der Versionen benutzt, kann dennoch ruhig zum Phase 10 Master greifen und bei einer geringeren Anzahl Mitspieler die „Multiplayer-Karten“ im Vorfeld einfach aussortieren.
Einmal mehr fehlt auch hier ein Phase 10 Wertungsblatt, aber während man bei Phase 10 noch Blatt und Kuli herauskramen muss, um zu notieren, wer in welcher Phase steht, gibt es bei Phase 10 Master zumindest einen „Phasenzeiger“: eine geschlitzte Karte, in die welche man wiederum die Karte, auf der die einzelnen Phasen dargestellt sind, so einschieben kann, dass die aktuelle Phase angezeigt wird. Allerdings erfordert diese Variante Disziplin, damit man nach Abschluss einer Phase auch nicht vergisst, seinen Phasenzeiger gleich weiterzuschieben. Beim Phase 10 Master zählt letztlich jede übriggebliebene Karte einfach nur noch als ein Minuspunkt, während man beim Phase 10 Original noch die einzelnen Zahlenwerte addieren musste.
Phase 10 - das Brettspiel
Vor einem halben Jahr haben wir uns nun auch das Phase 10 Brettspiel zugelegt: man sollte sich hier aber nicht vom Begriff „Brettspiel“ in die Irre führen leiten lassen. Wer annimmt, das Brettspiel käme ohne Karten aus, liegt falsch. Beim Phase 10 Brettspiel ist das Kartenspiel einfach nur um ein Spielbrett ergänzt worden und zu Beginn jeden Spielzuges muss man würfeln, seine Figur auf dem Brett entsprechend weiterbewegen und gemäss der auf dem dortigen Feld angezeigten Aktion vorgehen. So gibt es beispielsweise Spielfelder, auf denen man einige Extrakarten aufnehmen muss (da man nicht dieselbe Anzahl Karten weglegen muss, kommt es beim Phase 10 Brettspiel dadurch schonmal vor, dass die Hand vor Karten nur so überquillt). Im Grunde genommen handelt es sich beim Phase 10 Brettspiel also auch hauptsächlich um ein Kartenspiel, dessen Züge lediglich durch Würfeln eingeleitet werden. Einige Spielbrett-Aktionen sind aber hier ebenfalls auf „mehr Mitspieler“ ausgelegt, von daher würde ich hier wie auch schon beim Phase 10 Master zu „soviele Mitspieler wie nur möglich“ raten würde.
Das Spielbrett ist hier zudem relativ gross und da man schlussendlich seine Phasen auch auslegen muss, sollte man das Phase 10 Brettspiel nicht unbedingt am kleinen Wohnzimmertisch spielen, da hier einfach Platz benötigt wird.
Sehr schön ist aber, dass auf dem Spielbrett eine separate Phasenanzeige befindlich ist und zusätzlich zur Spielfigur erhält jeder Spieler noch einen Marker in derselben Farbe, welcher auf dem Phase 10 Spielbrett auf die Phase gesetzt wird, in welcher man sich just befindet. So sehen auch die Mitspieler immer gleich, wer das Phase 10 Brettspiel momentan dominiert und wenn man vergessen sollte, seine Markierung eine Phase weiter zu setzen, wird man von fairen Mitspielern auch gleich darauf aufmerksam gemacht. Beim Phase 10 Brettspiel wird letztlich gar nichts mehr gezählt: gewonnen hat, wer als Erster alle 10 Phasen überwunden hat. Möchte man noch einen zweiten, dritten, vierten Sieger ermitteln, wird hier einfach von den Anderen weitergespielt…
Auch das Phase 10 Brettspiel ist letztlich genauso leicht zu verstehen wie die reinen Kartenspiele: bis auf die Würfelei gibt es hier auch wenig Neues. Wer aber zuvor jahrelang nur die Kartenspiele gespielt hat, wird anfangs beim Phase 10 Brettspiel sicher oft zu hören bekommen: „Du musst doch aber erst würfeln!“
Fazit: voller Spielspass!
Die drei Spiele Phase 10 Original, Phase 10 Master und auch Phase 10 – das Brettspiel konnten mich allesamt vollends überzeugen und ich habe hier keine Lieblingsversion, auch wenn Phase 10 Original bei uns sicher am Häufigsten gespielt wird, was einfach daran liegt, dass Herzblatt und ich diese Version daheim auch problemlos in trauter Zweisamkeit spielen können.
Es gibt auch noch ein Phase 10 Würfelspiel (wobei ich auch das Phase 10 Junior nun nicht verschweigen möchte), welches ich bislang aber noch gar nicht kenne, aber ich gehe davon aus, dass das Würfelspiel auch noch bei uns einziehen wird.
Phase 10 macht halt einfach Spass (sogar mir Kartenmuffel) und damit hat sich Ravensburger echt was Tolles einfallen lassen!
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