Montag, 8. August 2011

Reiterstiefel.de - Schuhe für die mit ohne Pferd

Reiterstiefel.de ist ein Shop für (keine Überraschung) Reiterstiefel, der mich beim ersten Aufruf doch sehr irritiert hat: eine hübsche Frau auf der Landingpage, aber kein Pferd. Wo ist das Pferd?! Und warum gibt es dort nur Frauenschuhe, wo es doch auch männliche Reiter gibt?!

Ah, okay… Reiterstiefel und die anderen Stiefel für „auf dem Pferd“ heissen korrekterweise ja eigentlich nur Reitstiefel; gut, gut. Obwohl, nee… ich habe zuviele Reiter in meiner Umgebung, meine deutsche Verwandtschaft lebt in einer absoluten Pferderegion an einem Ende eines Dorfes, an dessen anderem Ende ein ehemaliger Europameister und Olympiasieger; Disziplin Springreiten; wohnt. Ich bin vorbelastet: ob nun Reiterstiefel oder Reitstiefel – ich denke in jedem Fall an Pferde.

Bei einem Reiterstiefel-Shop wie Reiterstiefel.de hätte ich also gerne einen Zusatz wie „Nicht fürs Pferd, aber für die City!“ oder so ähnlich.


Auch dass es neben diversen Stiefel-Kategorien noch eine Rubrik „Skechers Shape ups“ existiert, finde ich merkwürdig und vor Allem inkonsequent: warum bietet ein Onlineshop, dessen Fokus klar auf Reiterstiefeln liegt, denn plötzlich noch Sneakers und ein paar Ballerinas an? Diese Kombination wirkt auf mich als wolle sie mir zurufen: „He, wenn du dir ein Paar Reiterstiefel kaufst, kaufe unbedingt auch gleich ein Paar bequeme, flache Schuhe, weil die Reiterstiefel sehen sexy aus, sind aber furchtbar zu tragen!“ Dass man sogar in der Kategorie „Skechers Shape ups“ die dort angebotenen Schuhe nach ihrer Beliebtheit sortieren kann, ist schon fast wieder lustig: immerhin ist dies auch Gadget auch in jener Kategorie mit „Die beliebtesten Stiefel“ überschrieben…  

Im Allgemeinen sind sämtliche Schuhe, zusätzlich zu den allgemeinen Infos, noch mit einem kleinen „Werbetext“ versehen: diese Werbetexte sind teils aber sehr autsch. Ich weiss nun nicht, wer diese verfasst, aber anscheinend werden sie ohne weitere Prüfung direkt übernommen. So heisst es in Bezug auf ein bestimmtes Paar Tamaris-Reiterstiefel derzeit:

Dieser Stiefel sieht sehr gut an schmalen Frauenbeinen aus, die gerne auf hohem Absatz stehen. Seine schlichte Form macht ihn elegant und dezent gleichzeitig, ohne dass diese Stiefel eine Spur "fraulich" wirken: ganz im Gegenteil. Der Stiefel mit seiner modischen Plateau-Sohle wirkt jung und macht seine Trägerin jung und flott. Der Schaft ist interessant! Er ist aus einem Strech-Material. So liegt er am Bein an wie ein Strumpf oder eine Leggins. Aufregend!schlechtem Wetter getragen werden. Die dicke Sohle schützt und ist rutschfest.“

schmale Frauenbeine, die gerne auf hohem Absatz stehen“ ist zwar noch akzeptabel, aber stilistisch deutlich verbesserungswürdig: vermutlich sind es eher die Frauen, die die hohen Absätze bevorzugen und weniger die Beine, die gerne so stehen sollen – abgesehen davon finde ich persönlich es sehr unglücklich gewählt, hohe Schuhe mit „stehen“ zu assoziieren. Denn das könnte man durchaus auch so interpretieren, dass man aufgrund der Absatzhöhe lediglich stehen oder sitzen, aber keinesfalls in diesen Reiterstiefeln laufen, kann. 
Reiterstiefel, die zudem keine Spur fraulich wirken? Aber an Frauen verkauft werden sollen? Ich stelle mir grade vor, wie ich in einem Laden ein Kleidungsstück anprobiere und dann gesagt bekomme: „Und wie schön, das sieht auch gar nicht fraulich aus!“ Ich würde es nicht kaufen und hm… ein maskuliner Reiterstiefel ist das nun aber auch nicht!? Sollte das „fraulich“ nun etwas wie „altbacken“ oder „spiessig“ bedeuten? 
Dass der Stiefel jung wirkt und auch seine Trägerin jung macht, ist eine doofe Wortdopplung und im Allgemeinen klingt diese Aussage so, als würde man diese Reiterstiefel Frauen um die 60 andrehen wollen, obschon die meisten mir bekannten Frauen, die tatsächlich regelmässig Reiterstiefel tragen, in eine Altersgruppe fallen, in der man durchaus noch wirklich jung und flott ist. 
Bei „interessanten“ Kleidungsstücken frage ich mich zudem immer: Wieso? Kann man darauf ein druckfrisches Magazin lesen? Wenn nicht, sind zumeist nur Reissverschlüsse, Knopfleisten, geraffte Bänder usw. „interessant“, was auf gut Deutsch bedeutet, dass sie so kompliziert sind, dass man schier daran verzweifelt. 
Bei Stretch fehlt ein „t“, bei „Leggings“ das letzte „g“ und wo ist eigentlich die Plateau-Sohle? Diese Reiterstiefel haben einen Blockabsatz, den man durchaus als Plateauabsatz bezeichnen könnte, aber die Sohle? Kein Plateau. Nein, echt nicht. 
Und was bedeutet eigentlich  „Aufregend!schlechtem Wetter getragen werden.“? Da fehlt doch ein ganzes Stück vom Satz?! Der stilistische Ausdruck hin, die Ortografie her, aber dass nicht einmal fehlende Satzteile nicht auffallen,  ist dann einfach nur schlampige Arbeit... 

Ich habe übrigens nun nicht verzweifelt nach einem schlechten Text gesucht. Mir war beim ersten Stiefel-Paar, welches ich angeklickt hatte, aufgefallen, dass man es dort aber auch besser hätte schreiben können, woraufhin ich wahllos ein anderes Paar angeklickt habe, um herauszufinden, ob man es dort nicht schöner geschrieben hat. So bin ich dann zu just diesem Text geraten.
Im Allgemeinen würde ich diese Werbetexte aber ohnehin weglassen und mich auf die Rahmendetails sowie die „Weiteren Infos zum Schuh“ (meiner Meinung nach reicht das an Content völlig aus) angeben.

Die schlichte Gestaltung des Shops in eher zarten, gedeckten Farben gefällt mir prinzipiell gut; innert des Onlineshops fehlt mir aber die Möglichkeit, die Schuhe nach Grösse sortieren zu können. Ich finde es immer sehr unhandlich, wenn ich Schuh für Schuh durchgehen muss, um herauszufinden, welches Paar Stiefel überhaupt noch in meiner Grösse verfügbar ist.

Auch vermisse ich sogenannte „FAQ“: die Hauptseite verkündet zwar, dass der Versand kostenlos ist, aber es wird nicht verraten, ob die Bestellung an einen Mindestbestellwert gekoppelt ist? Auch welcher Versanddienstleister genutzt wird, konnte ich auf Anhieb nicht herausfinden. Weiterhin wird leider nicht klar kommuniziert, welche Zahlungsweisen überhaupt genutzt werden können: ganz unten auf der Seite befinden sich zwar ein Bildchen mit diversen Icons wie dem PayPal-Zeichen, aber ein entsprechender Text fehlt. Ich muss erst einen Artikel in den Warenkorb legen, um dort sehen zu können, wie ich nun eigentlich zahlen kann, was nicht besonders nutzerfreundlich ist. Erst so entdeckte ich dann auch seitlich (und von mir darum erst auf den dritten Blick wahrgenommene)  das DHL-Emblem, was nun auch auf den Versanddienstleister schliessen lässt.

Aber könnte ich überhaupt bestellen? Ich finde keine Informationen darüber, wohin man überhaupt versendet: verschickt man seine Reiterstiefel nur innerhalb Deutschlands, in die komplette EU, auch in die Schweiz und vielleicht sogar nach Usbekistan?

All diese Informationen möchte ich auch bereits ausserhalb des Bestellprozesses nachlesen können.

Auch hat man einen „Fashion Blog“ integriert, den man ganz versteckt im Footer verlinkt hat: dort sieht ihn doch keiner!? Der geschäftseigene Blog gehört nach oben; ich würde oben rechts neben den Kategorien eine Verlinkung zum Blog einbauen, damit dieser auch wahrgenommen wird. Da man sich aber auch im Blog auf das Schuhwerk zu konzentrieren scheint, würde ich ihn nicht als „Fashion Blog“, sondern als „Shoe Blog“, bezeichnen. Bei einem „Fashion Blog“ erwarte ich umfassende Infos aus der gesamten Modewelt: damit aus dem Reiterstiefel-Blog ein Fashion Blog wird, müsste man sich also im Allgemeinen mit den aktuellen Modetrends befassen und im Blog beispielsweise zeigen, mit welchen Kleidungsstücken sich welche Stiefel besonders gut kombinieren lassen.
Andererseits: der Onlineshop Reiterstiefel.de ist eine Ergänzung zum bestehenden Ladengeschäft, wobei man hier sicherlich auch ansetzen könnte. Eventuell gibt es im näheren Umfeld noch ein Bekleidungsgeschäft, welches ebenfalls einen Onlineshop besitzt, und mit dem man hier kooperieren könnte, so dass man den Fashion Blog als eine Art Gemeinschaftsprojekt betreibt? Ansonsten: „Shoe Blog“.

Warum ich so böse blogge? Erstens nenne ich das nicht „böse“, sondern „konstruktiv“ und zweitens hat es das Reiterstiefel-Team nicht anders gewollt: in ihrem schwer auffindbaren Blog bitten sie derzeit nämlich darum, ihnen per Blog-Beitrag Verbesserungsvorschläge für ihren noch neuen Shop zu unterbreiten – und gewinnen kann man dabei auch etwas: ein iPad2. Juhu! Und wer ein iPad2 möchte, kann noch bis zum 12.08. böse konstruktiv sein; doppelt-Juhu: es dürfen auch all die Menschen mitmachen, die wie ich einen Wohnsitz in der Schweiz haben. 

1 Kommentar:

  1. Fabian von Reiterstiefel.de12. August 2011 um 18:30

    Hi Leni!
    Erstmal vielen Dank für deine Teilnahme an unserem Gewinnspiel u. vor allem für deine Mühe und die vielen Tipps. Wir finden es gut, dass du unseren Shop wirkich so kritisch bewertet hast!

    Wir werden jetzt erstmal alle Beiträge (und wir sind wirklich überrascht, wie viele Teilnehmer wir jetzt hatten, dafür auch nochmal vielen Dank!!) genau durchgehen und bewerten und drücken dir natürlich die Daumen!
    Grüße aus Schweinfurt,
    Fabian
 von Reiterstiefel.de (Geschäftsführung)

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